Die heutige Seefahrt würde es nicht geben, ohne die wagemutigen Männer, die sich schon vor vielen hundert Jahren auf den Weg machten, die Welt zu entdecken und Seewege zu erkunden. Ihr Vermächtnis lebt oft weiter, indem sie ihren Namen auf von ihnen entdeckten Orten hinterlassen haben. Namen, die uns bis heute bekannt sind, aber nicht viele kennen die Geschichten hinter den großen Namen. Deshalb wollen wir Ihnen heute die Geschichte von einem der bekanntesten Entdecker erzählen. Besonders durch seine drei Reisen in den Pazifik, auf denen er eine Vielzahl an Inseln entdeckte und eine große Fläche kartografierte, erlangte er Weltruhm. Er begegnete den Ureinwohnern stets größtenteils friedlich und mit Respekt. So scheint es verwunderlich, dass er durch die Hand solcher ums Leben kam … Von wem wir hier sprechen? Von James Cook.
Vom Habenichts zum Kommandeur
Als James Cook am 07. November 1728 in der Grafschaft Yorkshire als Sohn eines Tagelöhners geboren wurde, ließ nichts darauf schließen, dass er mal eine der berühmtesten Persönlichkeiten der Weltgeschichte werden würde. Mit 18 heuerte Cook zunächst auf einem Schiff an, das Kohle transportierte. Später ging er dann zur Marine. James lernte fleißig und brachte sich viele seiner Kenntnisse selbst bei: Astronomie, Mathematik und die Grundlagen der Nautik. Und er stellte sich als begabter Kartograf heraus. Die Genauigkeit seiner Karten wurde erst im 20. Jahrhundert übertroffen.
James erstellte zum Beispiel auf einer Fahrt durch den St.-Lorenz-Strom so detaillierten Karten, das diese den erfolgreichen Angriff der Engländer auf das französische Quebec ermöglichten. Später fertigte er Karten der Küsten Neufundlands an. James Cook beobachtet dort eine Sonnenfinsternis und schickt seine Aufzeichnungen zur Royal Society nach London. Dort wurde man auf das außergewöhnliche Talent von James aufmerksam und bot ihm Im Mai 1768 seine große Chance: Er bekam das Kommando über eine Expedition in den Pazifik. Vorrangig galt diese der Wissenschaft. Der Auftrag lautete, nach Tahiti zu segeln um den Venustransit der Sonne zu beobachten. Dies sollte dazu dienen, die Entfernung von der Sonne zur Erde zu berechnen. Aber das war nicht der ganze Auftrag: Cook sollte auch den „großen Südkontinent – terra australis incognita“ suchen. Man vermutete in dem sagenumwobenen Land Mineralien, Edelsteine, fruchtbaren Boden– etwas, das sich für England lohnen würde.
Die erste Entdeckerfahrt
An Bord des umgebauten Kohlefrachters „Endeavour“ machte Cook sich 1768 auf dem Weg. Die Fahrt führte ihn um Kap Hoorn in den Stillen Ozean bis nach Tahiti. Auf der Insel gelang die Beobachtung des Venustransits und auch die Bewohner des Inselstaates lernten Cook und seine Männer kennen. Nicht ganz konfliktfrei, aber doch überwiegend friedlich waren diese Begegnungen. Nachdem der Venustransit vorbei war und die Nachbarinseln erkundet waren, segelte Cook weiter –auf der Suche nach dem großen Südkontinent … Am 07. Oktober 1769 stieß er auf die Ostküste Neuseelands. Er benötigte sechs Monate, um an ihr entlang zu segeln und kartierte insgesamt 3.800 Kilometer. Cook entdeckte, dass Neuseeland keinesfalls Teil des Südkontinents ist, sondern eine Insel, die aus zwei Teilen besteht. Deshalb wurde die Meerenge zwischen dem Nord- und dem Südteil nach ihm „Cookstraße“ benannt. Am 19. April 1770, zwei Jahre nach seinem Aufbruch, erreichte James Cook schließlich die Ostküste Australiens. Die Männer an Bord sahen zum ersten Mal eine unvorstellbar reiche Pflanzenwelt und seltsame Tiere wie Kängurus.
Ende August 1770 erreichte Cook die Durchfahrt in den Indischen Ozean. Über Batavia (heute Jakarta) und das Kap der Guten Hoffnung segelte er zurück nach England, wo er am 11. Juni 1771 anlandete. 3 Jahre war er unterwegs. 3 Jahre voll aufregender Entdeckungen und Begegnungen. Jahre in denen er wertvolle Erkenntnisse für die Seefahrt gewonnen hatte. Nur den großen Südkontinent, den hatte er nicht entdeckt.
Die zweite Entdeckerfahrt
Deshalb brach er schon ein Jahr später wieder auf. Am 13. Juli 1772 setzten die „Resolution“ und die „Adventure“ die Segel in Richtung Süden. Dieses Mal über das Kap der Guten Hoffnung hinaus weit in den Süden hinein; denn dort wurde der Südkontinent vermutet. Die Schiffe erreichten den südlichen Polarkreis und näherten sich bis auf 75 Seemeilen den Landmassen der Antarktis. Cook war der Erste, der die Ostwestdrift des Eises feststellt und das Südpolarlicht gesehen hat. Drei Vorstöße in den Süden hat Cook versucht, dreimal hat er den Polarkreis gekreuzt und einmal die Antarktis umsegelt (das wusste er allerdings nicht). Jedes Mal wurden sie von Packeis gezwungen, die Weiterfahrt abzubrechen. Aber eines hat Cook beim Kreuzen durch die verschiedenen Breiten des Pazifiks bewiesen: den sagenumwobenen Südkontinent gibt es nicht. Ein weiteres Mal reich an Erfahrungen und Entdeckungen, in den Laderäumen viele völkerkundliche Exponate erreichte Cook am 30. Juli 1775 wieder seine Heimat England. Es sollte übrigens 150 Jahre lang dauern, bis sich wieder ein Seefahrer so weit in den Süden vorwagen sollte.
Cook hatte nun sicher vieles von dem, von dem er als Kind nur träumen konnte. Ruhm und Geld, eine Familie und ein schönes Zuhause und er war ein geehrtes Mitglied der Royal Geographical Society. Aber er langweilte sich, er wollte weitere Abenteuer erleben. Es galt, einen weiteren Mythos zu klären. Gibt es eine Nordwestpassage? Cook wollte diese legendäre Verbindung zwischen dem Pazifik und dem Atlantik erforschen. Eine Aufgabe an der schon viele andere gescheitert waren …
Die dritte Entdeckerfahrt
Denn die Umstände in dem Gebiet waren ausgesprochen widrig. Schlechtes Wetter, Nebel und Eis sollten es auch Cook und seinen Männern unmöglich machen, die Passage zu entdecken.
Aber zunächst ging es am 12. Juli 1776 mit zwei Schiffen über das Kap der Guten Hoffnung wieder nach Tahiti, dann nach Norden. Im Januar 1778 entdeckte er Hawaii. Es ging weiter, die amerikanische Nordwestküste entlang. Vancouver Island, die Aleuten, Alaska und die bislang unbekannten Küsten immer weiter in Richtung Norden werden von Cook genauestens kartiert. Sie segelten durch das Beringmeer und das Nordpolarmeer, wo Packeis sie zum Umkehren zwang. Cook hat keine Route gefunden, weder nach Westen noch nach Osten. (Das Durchqueren der Nordwestpassage gelang übrigens tatsächlich erst Roald Amundsen zwischen 1903 bis 1906.)
Cook wollte es später noch einmal versuchen, segelte zunächst aber erst einmal wieder in Richtung Süden. Er beschloss, den Winter auf Hawaii zu verbringen. Diese Inselgruppe hatte er im Januar 1778 entdeckt. Die Legende sagt, dass er zufällig genau zu der Zeit auf Hawaii anlandete (nämlich am 17. Januar 1779), als dort das Fest des Gottes „Lono“ gefeiert wurde und dass die Ureinwohner ihn für diesen Gott hielten. So wurden er und seine Männer mit Zeremonien und Geschenken geehrt und man erwies ihnen ausgiebige Gastfreundschaft. Aber irgendwann drohte die Stimmung zu kippen. Die Vorräte der Insulaner reichten nicht ewig, um zwei Schiffsmannschaften mitzuversorgen und außerdem sollte dem Mythos nach, der Gott „Lono“ die Insel doch schon längst wieder verlassen haben … Es kam immer häufiger zu Auseinandersetzungen, als entschloss Cook sich, die Segel zu setzen und die Gegend zu erkunden.
Allerdings kehrte er ziemlich rasch wieder zurück. Sein Fockmast war in einem Sturm gebrochen und er wollte diesen an Land reparieren lassen. Jetzt war der Empfang nicht mehr freundlich. Die Schäden am Schiff passten schlecht in das Bild eines unfehlbaren Gottes. Die Situation zwischen Cook und den Eingeborenen verschlimmerte sich. Es gab Diebstähle und Übergriffe seitens der Hawaiianer, auf die Cook mit Wut reagierte. Als ein Beiboot gestohlen wurde, wollte er ein Exempel statuieren. Der örtliche Häuptling sollte als Pfand für das Boot auf das Schiff gebracht werden. Also setzte Cook mit einigen Männern über. Was nun geschah, ist nicht genau überliefert. Aber an Land eskalierte die Situation und es kam zu einem Kampf, den James Cook nicht überlebte. Am 14. Februar 1779 fand er den Tod.
In einem Jahrzehnt hatte James Cook im Pazifik mehr erkundet, als all seine Vorgänger zusammen. Insgesamt 74 pazifische Inseln wurden von Cook entdeckt, benannt und vermessen. Er erforschte das Unbekannte wie niemand zuvor und hat wie sonst keiner viele weiße Flecken auf den Landkarten gefüllt. Dabei hat er so große Entfernungen zurückgelegt wie noch kein Mensch vor ihm. Überall wurden Meeresstraßen, Buchten und Inseln nach ihm benannt. Seine Expeditionen haben unschätzbares Wissen in die Welt gebracht: geografisches, astronomisches, biologisches und ethnologisches.