Überlegen Sie noch, ob Sie in diesem Sommer einen Urlaub im Ausland machen möchten? Vielleicht wäre Malta etwas für Sie. Der Inselstaat im Mittelmeer hat seit dem 01. Juli 2020 die Grenzen für Reisende aus Deutschland wieder geöffnet. Wir nehmen Sie heute mit auf einen kleinen Spaziergang durch die spannende Geschichte Maltas …
Die Maltesischen Inseln (deren Hauptinseln sind Malta, Gozo und Comino) sind seit Jahrtausenden bewohnt und blicken auf eine bewegte Geschichte zurück. Zeitzeuge dafür ist die beeindruckende Architektur. Die geografische Lage der Inseln bestimmte ihr Schicksal. Ihre natürlichen Häfen und die erstklassige Lage zog viele Völker an und so spielte die Inselgruppe eine entscheidende Rolle im Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum und im Wechselspiel zwischen dem aufstrebenden Europa und den älteren Kulturen Afrikas und des Nahen Ostens. Infolgedessen wurde die maltesische Gesellschaft durch Jahrhunderte der Fremdherrschaft verschiedener Mächte geprägt, darunter die Phönizier, Römer, Griechen, Araber, Normannen und Briten. 1964 erlangte Malta die Unabhängigkeit.
Prähistorisch
Die ersten steinzeitlichen Siedler kamen um 5.200 v. Chr. an den Ufern Maltas an. Doch schon hunderttausende Jahre zuvor war Malta die Heimat von Zwergelefanten, Flusspferden und anderen heute ausgestorbene Tieren.
Die Għar Dalam Höhle („Höhle der Finsternis“) und Museum in der Nähe von Birżebbuġa ist Maltas älteste prähistorische Stätte. Hier wurde eine Vielzahl an fossilen Knochen und Zähnen gefunden; unter anderem Überreste von Menschen und der oben erwähnten Tiere.
Die Römer
Nach den Phöniziern und den Karthagern übernahmen die Römer 218 v. Chr. die Macht und machten Malta zu einem Vorposten Siziliens. Die fruchtbare Insel wurde zu einem wichtigen Produzenten von Olivenöl. Es heißt, dass während dieser Zeit der Apostel Paulus bei einem Sturm vor der Küste Maltas im Jahre 60 n. Chr. Schiffbruch erlitt. Er genoss die „ungewöhnliche Freundlichkeit“ der Einheimischen, führte das Christentum ein wurde der Schutzpatron von Malta.
Malta gedieh unter römischer Herrschaft. Die Hauptstadt lag auf der Bergkuppe von Mdina. Überreste von Stadthäusern, Villen, Bauernhöfen und Bädern lassen vermuten, dass die Bewohner einen komfortablen Lebensstil genossen und sich mit der Produktion von Oliven, Weizen, Honig und Trauben beschäftigten.
Domus Romana ist ein Haus aus der Römerzeit, das an der Grenze zwischen Mdina und Rabat liegt. Es wurde in den 1920er Jahren erbaut, um die ausgegrabenen Überreste eines großen Stadthauses aus dem 1. Jahrhundert vor Christus aufzunehmen. Es gibt ein kleines, aber faszinierendes Museum mit römischen Parfümflaschen aus Glas und Haarnadeln aus Knochen sowie eine Ausstellung auf dem islamischen Friedhof aus dem 11. Jahrhundert, der die Villa überlagerte. Es gibt auch einige wunderschöne Mosaiken. Eines davon, in der Mitte des ursprünglichen Peristyl-Hofes, ist der Darstellung der „Trinkenden Tauben von Sosos“.
Die Araber
Malta fiel 870 in arabische Hände. Sowohl Malta als auch Sizilien blieben bis zum Ende des 11. Jahrhunderts muslimischer Besitz, obwohl die arabischen Herrscher die christliche Bevölkerung tolerierten. Sie hatten einen starken Einfluss auf die Sprache der Malti – abgesehen von den Namen Malta und Gozo, von denen man annimmt, dass sie lateinische Wurzeln haben, stammen die meisten maltesischen Ortsnamen aus der Zeit nach der arabischen Besetzung. Auch in der Küche Maltas haben die Araber deutliche Spuren hinterlassen. Feigen, Mandeln, süßes Gebäck und Gewürze gehören zu ihren „Hinterlassenschaften“.
Im Archäologie-Museum auf Gozo wird ein Überbleibsel der arabischen Kultur ausgestellt. Es handelt sich um einen Grabstein aus Marmor eines arabischen Mädchens, Majmuna, mit einer arabischen Inschrift aus dem Jahre 1173. Das Museum befindet sich in einem Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert innerhalb der befestigten Mauern der Zitadelle. Es wird „Casa Bondi“ genannt, nach der Familie, die es ursprünglich besaß.
Weitere Informationen zu dem Museum finden Sie hier.
Die Ritter
400 Jahre nach der normannischen Eroberung Maltas und Siziliens (1090-91) fanden die Ritter des Johanniterordens ihre neue Heimat auf Malta. Die Kreuzritter vom Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem mussten damals Rhodos den Osmanen überlassen und irrten fortan im Mittelmeer umher. Bis Hilfe von Kaiser Karl V. kam. Er unterschrieb am 24. März 1530 in Bologna die Lehensurkunde, die Malta zu einem souveränen Herrschaftsgebiet des Johanniterordens machte. Und so blieb es bis zur Ankunft der Franzosen im 18. Jahrhundert.
Keine Epoche hat die Inseln so geprägt, wie die 250-jährige Herrschaft des Ordens. Überall auf den Maltesischen Inseln finden sich Beispiele ihrer militärtechnischen und architektonischen Meisterleistungen: Festungen, Wachtürme, Aquädukte, Kirchen und Kathedralen. Ganz zu schweigen von Kunstwerken, Möbeln, Silberwaren und Skulpturen die sie hinterließen. Weniger offensichtlich, aber nicht weniger wichtig, ist der Platz, den sie den Inseln in der Geschichte der Medizin einräumten. Ihre Sacra Infermeria in Valletta war seinerzeit das führende Krankenhaus Europas.
Während der evangelische Zweig den Ursprungsnamen Johanniter beibehielt, wählten die katholischen Malteser 1834 Rom als Sitz ihres bis heute überstaatlichen Ordens. Auf humanitärem Gebiet gehören Malteser und Johanniter heute zu den größten Hilfsorganisationen der Welt.
Auf den Spuren des Johanniterordens wandeln Sie in den „Three Cities“ Cospicua, Vittoriosa und Senglea. Zusammen sind sie auch als Cottonera bekannt. Die „Drei Städte“ gelten als Wiege der maltesischen Geschichte. Als erste Heimstatt der Ritter des Hl. Johannes, sind die Paläste, Kirchen, Forts und Bastionen der Drei Städte um einiges älter als die von Valletta. Sie befinden sich gegenüber von Vallettas Grand Harbour. Man kann sie mit der Fähre erreichen. In Vittoriosa können Sie die historische Festung St. Angelo besichtigen. Ein Teil der Festung ist im Besitz des Malteserordens, ein anderer gehört einem privaten Konsortium. Sehenswert innerhalb der Mauern von St. Angelo ist beispielsweise die Kapelle.
Die Franzosen
1798 besetzte Napoleon Bonaparte auf dem Weg nach Ägypten Malta und beendete die Herrschaft der Johanniter. Napoleon selbst hielt sich nur sechs Tage auf Malta auf, aber als er die Insel verließ, war sein Schiff mit Silber, Gold, Gemälden und Wandteppichen aus den Kirchen, Wohnstätten und Krankenhäusern des Ordens prall gefüllt. (Der größte Teil dieses Schatzes landete einige Monate später auf den Meeresgrund, als die Königliche Marine unter Admiral Nelson die französische Flotte in der Seeschlacht bei Abukir zerstörte).
Die Franzosen übernahmen die Regierung und brachten umfassende Reformationen auf dem Weg. Unter anderen schafften sie den Adel ab, enteigneten die Kirchen und unterbanden den Handel mit Baumwolle. Denn die Baumwolle wurde hauptsächlich ins Königreich Großbritannien geliefert, mit dem sich Frankreich im Kriegszustand befand. Dies führte zu einem Aufstand unter der Bevölkerung, die sich in dessen Verlauf mit den Briten verbündeten. Schließlich kapitulierten die Franzosen und zogen nach nur zwei Jahren Herrschaft ab.
Die Briten hissten am 05. September 1800 ihre Flagge in Valletta und begründeten so die folgende Kolonialherrschaft. Malta wurde 1814 zur englischen Kronkolonie und blieb Teil des Imperiums, bis die Insel 1964 Unabhängigkeit erlangte.
Die Briten
Malta war über 150 Jahre lang Teil des britischen Imperiums, und eine gewisse maltesische Art von Britishness ist bis heute sehr lebendig. Englisch ist die gemeinsame Amtssprache mit dem Maltesischen (Malti), und man fährt immer noch links. Geschäfte und Cafés mit britischen Namen finden sich an jeder Ecke. Die britische Ära war durch Zyklen von Krieg und Frieden gekennzeichnet. Während des Ersten Weltkrieges stellte Malta seine Häfen und Werften den Alliierten als militärische Basen zur Verfügung und diente als „Krankenschwester des Mittelmeers“.
Während des Zweiten Weltkrieges diente Malta den Alliierten aufgrund seiner strategisch günstigen Lage abermals als Stützpunkt. Die Insel war in der Folge tausenden von deutschen und italienischen Luftangriffen ausgesetzt, denen viele Malteser zum Opfer fielen. Auf die Insel fielen, auf die Fläche bezogen, die meisten im Zweiten Weltkrieg abgeworfenen Bomben. In Anerkennung des Mutes und der Tapferkeit während der Angriffe verlieh der damalige britische König Georg VI. der maltesischen Bevölkerung das Georgskreuz, das seit dem auf der maltesischen Flagge zu sehen ist.
1964 erlangte Malta nach langen Verhandlungen Unabhängigkeit von den britischen Besatzern. 1974 wurde Malta eine Republik innerhalb des Britischen Commonwealth. Zehn Jahre später wurde Malta dann eine komplett eigenständige Republik. Am 01. Mai 2004 trat das Land der Europäischen Union bei, deren kleinster Mitgliedsstaat es seither ist.
Interessiert an Maltas Geschichte während der Kriege? Besichtigen Sie die Lascaris War Rooms, Valletta, das ehemalige Kriegshauptquartier aus dem die Verteidigung Maltas während des Zweiten Weltkriegs geführt wurde und das National War Museum, Fort St. Elmo, Valletta. Dort ist das Georgskreuz ausgestellt.